Aufstand gegen Antisemitismus

Die 8. Internationale Marsch des Lebens Konferenz rief zum Handeln auf

Aus 17 Nationen waren die Teilnehmer der Konferenz nach Tübingen gereist, um dort für die anstehenden Märsche des Lebens auf der ganzen Welt vorbereitet und gestärkt zu werden. Neben wegweisenden Inputs für die Organisatoren und Länderverantwortlichen der Märsche des Lebens diente die Zeit der Planung für die kommenden zwei bis drei Jahre und dem herzlichen Austausch der weltweiten Marsch des Lebens Familie.

Extra aus Israel angereist waren auch Josh Reinstein von der Israel Allies Foundation und der Knessetabgeordnete Moshe Turpaz (Yesh Atid). Beim öffentlichen Abend zu Ehren Israels, der live auf Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Polnisch und Französisch gestreamt wurde, drückte Turpaz seine Dankbarkeit für das Engagement des Marsch des Lebens aus. Er halte die Erinnerung an den Holocaust wach, bleibe aber dabei nicht stehen, sondern setze dem Antisemitismus heute etwas entgegen: „Wenn Sie durch die europäischen Städte ziehen, senden Sie damit eine wichtige Botschaft, dass Sie an der Seite Israels und des jüdischen Volkes stehen.“ Josh Reinstein erklärte, dass diese aktive Stimme auf der Straße der entscheidende Unterschied zum Verhalten der Menschen während der Schoa sei: „Als Kind habe ich immer gesagt: ‚Wie konnte so etwas nur passieren?‘ Aber heute haben wir euch: Diesmal stehen wir nicht allein da!“

Jobst Bittner, Gründer und Direktor der Marsch des Lebens Bewegung, bezog sich auf Psalm 120, in dem der Psalmist dazu auffordert, für den Frieden Jerusalems zu beten, was angesichts der täglichen Attentate kein leeres Gebet sei: „Der Herzschlag der Nationen scheint in Jerusalem zu liegen. Ein Körper kann nur geheilt werden, wenn das Herz gesund ist.“ Diesen Wunsch nach Frieden drückten auch die hebräischen Lieder der deutsch-israelischen Mezzosopranistin Shai Terry aus, die gemeinsam mit ihrem Ehemann André Röll die Zuschauer stimmgewaltig mit Klassikern wie Jeruschalajim schel Sahav und Noladeti LaShalom begeisterte.

In einer Podiumsdiskussion trafen sich die Enkel und Urenkel von Holocaustüberlebenden und Tätern der Wehrmacht, der SS und Polizei. Anna R. erzählte, wie erschütternd es für sie war, in Krakau mit Überlebenden zusammenzutreffen. Ihr Urgroßvater war dort als Teil der Gendarmerie an den Gräueltaten an den Juden beteiligt gewesen. Yaar Harell, der im Dokufilm „Endlich Tacheles“ in Krakau die Geschichte seiner Großmutter herausfindet, betonte ebenfalls, dass die Aufarbeitung persönlich stärker verändere als anfangs zu vermuten wäre. Im Gespräch wurde deutlich, wie stark sich das Schweigen in der Familie auf beiden Seiten auswirkt und wie real vererbte Traumata sind.

Diese Familiengeschichten waren auch das Thema in einer zweiten Gesprächsrunde mit Udi Lehavi, der viele Jahre lang Repräsentant von Keren Hayesod war. Seine Mutter hatte sich im Jahr 1943, nachdem ihre ganze Familie aus dem Warschauer Ghetto deportiert worden war, dem Aufstand unter Mordechaj Anielewicz angeschlossen. Sie überlebte das Lager Majdanek und kam schließlich 1948 nach Israel in das Kibbuz Gan Shmuel, wo Udi Lehavi später geboren wurde. „Ich glaube, dass wir alle irgendwann gefragt werden, was wir in bestimmten Situationen gemacht haben. Also, wie entscheidest du dich? Ich glaube, jeder von uns kann etwas bewegen!“, antwortete Udi Lehavi auf die Frage, was man aus der Geschichte seiner Mutter lernen könne.

Jom haSchoa ist der israelisch-jüdische Holocaustgedenktag, der auch an die Helden des Widerstands erinnert. Deshalb liegt er zeitgleich mit dem Jahrestag des Ghettoaufstands, der sich 2023 zum 80. Mal jährt. Diese Entschlossenheit, gegen Antisemitismus öffentlich aufzustehen und nicht zu schweigen, ist der Aufruf der Märsche des Lebens rund um Jom HaSchoa in diesem Jahr. Die Organisatoren, die in diesem Jahr für bislang 59 bereits geplante Märsche des Lebens auf der ganzen Welt stehen, setzten mit dem Marsch-Banner den Start in ein aktives Jahr gegen Antisemitismus und für Israel.

Haben Sie Interesse, selbst einen Marsch des Lebens in Ihrer Stadt durchzuführen? Dann registrieren Sie sich unter www.marschdeslebens.org/jomhaschoa

Sie können den Abend zu Ehren Israel auch auf YouTube nachschauen. (link: https://www.youtube.com/watch?v=OfJLRDol2XA)

Bericht über die Konferenz auf Israel heute: https://www.israelheute.com/erfahren/nachfahren-von-nazis-organisieren-maersche-fuer-israel/

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