„Am Israel Chai“ vor dem Kanzleramt in Berlin

Nur einige Tage nachdem bei einer Anti-Israel Demonstration in Berlin „Tod den Juden“ und „Tod Israels“ gerufen wurde, setzte der 8. Marsch des Lebens in Berlin mit dem Knessetabgeordneten Matan Kahana vor dem Bundeskanzleramt ein starkes Zeichen der Unterstützung für jüdisches Leben und für Israel.

Nach einer historischen Einführung am Berliner Holocaustmahnmal zum Warschauer Ghettoaufstand, der sich in dieser Woche zum 80. Mal gejährt hatte, zog der Marsch mit hunderten Teilnehmern durch Berlin Mitte zum Bundeskanzleramt. Dort mahnte Gründer und Präsident des Marsch des Lebens, Jobst Bittner, dass wir nicht nur der sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden gedenken dürfen, sondern uns dem Antisemitismus auf unseren Straßen und in uns selbst stellen müssten: „Aufstand gegen Antisemitismus, das heißt, dass wir 80 Jahre nach dem Ghettoaufstand nicht wegschauen, sondern jeder Form von Judenhass entschieden entgegentreten.“

Der Holocaustüberlebende Dr. Alexej Heistver, Vorsitzender von Phoenix aus der Asche, wurde im Ghetto von Kaunas in Litauen geboren. Er erzählte, wie er eines der nur 119 Kinder war, die die zahlreichen Kinderaktionen überlebten. Er wurde Opfer medizinischer Versuche, bei denen ihm das Gaumenzäpfchen entfernt wurde, weshalb er bis zu seinem neunten Lebensjahr nicht sprechen konnte. Nur dank einer tapferen Putzfrau, die ihn und andere Kinder in einem Schmutzwäschesack aus dem Ghetto brachte und einem Aufseher, der wegsah, überlebte er. „Kinder sind in jedem Krieg die ersten Opfer. Das sehen wir heute wieder im Krieg in der Ukraine. Ich hoffe eines Tages wird dies nicht mehr so sein.“ 

Auch Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau erinnerte an die Kinder während des Holocaust, die beispielsweise mit den Kindertransporten von Berlin nach England gebracht wurden oder von ihren Eltern aus dem Warschauer Ghetto in polnische Familien gegeben und so gerettet werden konnten. Als nachfolgende Generationen seien wir für die Taten der Nazis nicht persönlich verantwortlich, wohl aber dafür, dass sowas nie wieder passiere. Die aktuellen Zahlen von antisemitischen Straftaten müssten alle Alarmglocken schellen lassen: „Ich danke Ihnen, dass Sie hier im wahrsten Sinne des Wortes, Gesicht und Flagge zeigen!“.

Kantor Arie Zaloshinsky, dessen Mutter in Berlin geboren worden war, bedankte sich bei den Teilnehmern, die eine weite Anreise in Kauf genommen hatten, um beim Marsch dabei zu sein. Er sang das „El male rachamim“ im Gedenken an die Opfer der Schoa und im Anschluss daran betete Rabbiner Yehuda Teichtal das Kaddisch.

Michel Gourary, europäischer Direktor des March of the Living, dankte dem Marsch des Lebens für seinen Kampf gegen Antisemitismus. Sein Vater war Teil des belgischen Widerstands gewesen und hatte 200 Juden aus einem Deportationszug retten können: „Wir stehen heute hier, um der Opfer zu gedenken und gemeinsam gegen Antisemitismus aufzustehen.“

„Ich stehe mit gemischten Gefühlen in Berlin in dieser Woche von Jom haSchoa.“, sagte der Knessetabgeordnete Matan Kahana in seiner Rede vor dem Kanzleramt. „Die Wurzeln meiner Familie sind hier in Deutschland und wären beinahe ausgerottet worden.“ Ein Pastor in Holland habe seinen Großvater versteckt, doch viele seiner Verwandten seien ermordet worden. Dank seines Großvaters und anderen Überlebenden gäbe es heute Israel als einen sicheren Hafen für Juden. Dieser müsse aber beständig verteidigt werden, gegen jene, die es zu vernichten versuchten: „Gemeinsam werden wir für einen starken unabhängig Staat Israel stehen! Es gibt keine Vergebung für das, was passiert ist, aber eine gemeinsame Anstrengung für die Zukunft, damit sich diese dunkle Zeiten nicht wiederholen werden.“

Josias Terschüren, Bereichsleiter für Politik und Gesellschaft bei Christen an der Seite Israels, erinnerte daran, dass der heutige Staat Israel die Erfüllung biblischer Verheißung sei. Seine Existenz aber nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, sondern ständiger Bedrohung ausgesetzt sei – vor allem durch den Iran. „Wir stehen heute hier, weil sie den Tod lieben, wir aber lieben das Leben: Am Israel Chai!“. Dieses Statement der Unterstützung des jüdischen Staates erklärten auch Teilnehmer des Marsches aus Berlin, der Türkei und Indonesien.

Als Antwort auf die bewegende Geschichte des Holocaustüberlebenden Alexej Heistver erzählten zwei deutsche Teilnehmer von den Verstrickungen ihrer Vorfahren in den Holocaust und die Verbrechen der Nazis: als Wehrmachtssoldat in Kaunas bzw. ein Ministerialbeamter, der für Deportationen und Enteignungen in Polen zuständig war. Sie baten für die Taten ihrer Vorfahren um Vergebung und berichteten, wie die Auseinandersetzung mit dieser,oft schockierenden, Wahrheit für sie heute Motivation sei, ihre Stimme für jüdisches Leben und für Israel zu erheben.

Die Abschlusskundgebung endete mit dem aaronitischen Segen über dem Regierungsviertel und dem Klang des Schofars.

Sie können die Live-Übertragung der Veranstaltungen hier ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=ODihucu6DM8&t=5220s

Bericht im Israelnetz: https://www.israelnetz.com/knesset-mitglied-beim-marsch-des-lebens-in-berlin/

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