Am 26. Januar 2025 fand in Tübingen anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz ein besonderer Gedenkgottesdienst statt. Irene Shashar, eine Holocaust-Überlebende, erzählte ihre bewegende Lebensgeschichte vor über 200 Menschen im TOS Gemeinde- und Konferenzzentrum.
Zum ersten Mal sprach Irene Shashar, die heute in Israel lebt, öffentlich in Deutschland. In ihrem beeindruckenden Bericht nahm sie die Teilnehmer mit in ihre persönliche Geschichte und schlug eine Brücke zu aktuellen Herausforderungen. „Die Erinnerung muss uns verbinden, denn sie gibt uns Kraft. Der Holocaust ist geschehen, aber der 7. Oktober ist heute, und der Antisemitismus ist auch heute noch sehr stark“, sagte sie unter großem Beifall des Publikums. Gleichzeitig sprach Irene Shashar vom Vermächtnis der nachfolgenden Generation und ihre Verantwortung die Geschichte der Shoa zu erzählen: “Schweigt nicht! Sondern erzählt die Geschichte weiter.”
Während des Gottesdienstes wurden sechs Kerzen für die Opfer der Shoa entzündet, ergänzt durch eine speziell den Opfern des 7. Oktober gewidmete Kerze. Dieser eindringliche Moment des Gedenkens und der gemeinsamen Schweigeminute zeigte, wie wichtig es ist, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden.
Besonders beeindruckend war die Begegnung mit zwei Nachkommen von NS-Tätern, die ihre Familiengeschichten erzählten und stellvertretend um Vergebung baten. Irene umarmte die Nachkommen in einem bewegenden Moment.
Der Jugendchor des Marsches des Lebens brachte die Botschaft der Hoffnung und des jüdischen Lebens mit dem Lied „Am Israel Chai“ zum Ausdruck, das im Internet viral ging. YC-Dance präsentierte einen Tanz zu dem bekannten Song „Broken Hearts“, der live gesungen wurde.
Anschließend betonte Jobst Bittner die Wichtigkeit, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Seine Botschaft war auch ein klarer Appell, gemeinsam gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen einzutreten. In einem Statement zu Elon Musks Forderung, einen Schlussstrich unter die Schuld der Vergangenheit zu ziehen, sprach Jobst Bittner unter anderem davon, dass das Vergessen der Vergangenheit die Überlebenden des Holocaust und ihre Familien erneut zu Opfern mache.
Abschließend überreichten die Organisatoren Irene Shashar ein Bild der Chanukkia, die während der Chanukka-Tage 2022 auf die Tübinger Neckarfront projiziert werden soll – genau dort, wo einst die Nazis marschierten. Dieses Geschenk symbolisiert den Triumph jüdischen Lebens über Hass und Verfolgung.
Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst fand ein Gruppengespräch zwischen Irene Shashar und zehn Enkeln und Urenkeln von NS-Tätern statt. Die Begegnung war geprägt von Offenheit, Heilung und dem Wunsch nach Versöhnung. Irene beendete die Gesprächsrunde mit den Worten: „Jetzt habe ich in Deutschland eine zweite Heimat“.