Der Antisemitismus in Deutschland, Europa und vielen anderen Teilen der Welt nimmt in erschreckendem Maße zu.
Zugleich beteiligen sich von Jahr zu Jahr jedoch mehr Menschen an Märschen des Lebens, die ein deutliches Zeichen der Erinnerung und Versöhnung und der Freundschaft zu Israel setzen.
Bis Mitte Mai 2019 sind bei Märschen des Lebens auf der ganzen Welt in diesem Jahr bereits zehntausende Menschen mobilisiert worden, die die Geschichte ihres Landes, ihrer Stadt und ihrer Familie in Bezug auf Antisemitismus und den Holocaust aufgearbeitet haben und öffentlich das Schweigen darüber brechen. Die Nachkommen der Täter und weitere Demonstranten laufen Seite an Seite mit Holocaustüberlebenden, deren Nachkommen und jüdischen Organisationen und Gemeinden.
Im diesjährigen Aufruf betont Marsch des Lebens Gründer Jobst Bittner, dass der wachsende Judenhass nicht in erster Linie ein Problem der Politik sei. Beim Marche de Vie in Genf (Schweiz) betonte er, dass es die Aufgabe der Zivilbevölkerung sei, in der Öffentlichkeit dem Antisemitismus und Rassismus die Rote Karte zu zeigen. Die Hauptveranstaltung in Genf fand auf dem Platz der Nationen vor der UN Zentrale statt – neben Schweizer Politikern war die jüngste israelische Knessetabgeordnete May Golan unter den Sprechern.
In Leipzig unterstützen der sächsische Justizminister Sebastian Gemkow sowie der Beauftragte für jüdisches Leben in Sachsen Thomas Feist am 2. Mai das Anliegen des Marsch des Lebens. Am gleichen Tag rief die Knessetabgeordnete Sharren Haskel aus Israel beim Marsch des Lebens in Stuttgart dazu auf, Antisemitismus und Israelhass auch im persönlichen Umfeld nicht zu dulden. Als Ehrengast war der Holocaustüberlebende Shlomo Hameiri aus Lwiw/Lemberg (Ukraine) dabei. Er war Passagier des legendären Flüchtlingsschiffs Exodus 1947. Als Kind übererlebte er als einziger seiner Familie den Einmarsch der Wehrmacht, Massenerschießungen, das Ghetto und das KZ Janowska.
Dass der Hass auf Juden nicht nur ein Problem von gestern ist, wurde beim March of Remembrance in Russellville, Arkansas (USA) auf sehr unerfreuliche Weise deutlich. Eine Handvoll Neonazis veranstalteten eine antisemitische Gegendemonstration, bei der Hakenkreuzfahnen gezeigt und zur Vernichtung von Juden aufgerufen wurde.
In Berlin wurde am 12. Mai bereits zum fünften Mal ein Marsch durchgeführt. 500 Teilnehmer starteten auf dem Oranienplatz in Berlin Kreuzberg und liefen mit gelben Sternen als Zeichen des Gedenkens und der Mahnung gegen jede Form der Ausgrenzung zum Potsdamer Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Der deutsch-jüdische Rapper Ben Salomo rief mit seinem neuen Rap „Sie sagen mir“ dazu auf, sich nicht an Antisemitismus und Radikalisierung zu gewöhnen, sondern dagegen aufzustehen. Kurz zuvor war seine kleine Tochter von anderen Kindern antisemitisch beschimpft worden.
In Lateinamerika sind für dieses Jahr bislang zehn Märsche geplant. Am 28 April fanden in Quito (Ecuador) und in Santo Domingo (Dominikanische Republik) Marcha de La Vida mit insgesamt 6.000 Teilnehmern statt. Insbesondere der Marsch in Quito fand in den nationalen Medien und der spanischsprachigen Presse in Israel große Beachtung.
Unter den 3.000 Teilnehmern des Marcha de La Vida Bogota (Kolumbien) war der Oberrabbiner Kolumbiens Alfredo Goldschmidt, der sich sehr bewegt davon zeigte, dass so viele Christen öffentlich ihre Unterstützung für die jüdische Gemeinde und für Israel kundgaben.
Mitten in der diplomatischen Auseinandersetzung zwischen Polen und Israel, die in Polen unverhohlenen Antisemitismus zu Tage bringen, setzte der Marsz Zycia Warschau (Polen) mit dem ehemaligen israelischen Botschafter in Polen und Holocaustüberlebenden Shewach Weisz ein Zeichen der Freundschaft und Versöhnung.
Insgesamt werden dieses Jahr mindestens 70 Märsche des Lebens weltweit erwartet. In den nächsten Wochen werden weitere Märsche des Lebens in Ungarn, der Ukraine, Polen, Finnland und weiteren Nationen stattfinden. Alle Daten und Termine sind hier zu finden: www.marschdeslebens.org/index.php?id=1280
Bilder und Videos:
Fotoalbum auf Facebook:
www.facebook.com/1419584598337216/photos/?tab=album&album_id=2014599125502424
Livestream Marsch des Lebens Stuttgart:
www.facebook.com/marchoflife/videos/2277129849218187/
Livestream Marsch des Lebens Berlin:
www.facebook.com/marchoflife/videos/2012992575479823/
Ausgewählte Medienberichte:
Belfast:
Bergen:
Erfurt:
Russellville:
Schaffhausen:
www.shn.ch/region/stadt/2019-04-30/erinnern-versoehnen-zeichen-setzen
Stuttgart:
Quito:
www.elcomercio.com/actualidad/quito-primera-marcha-vida-holocausto.html
www.kan.org.il/Podcast/item.aspx?pid=13117&Preview=1