Zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht veranstaltete der Marsch des Lebens einen Vortragsabend in Erfurt.
Prof. Dr. Gideon Greif, einer der renommiertesten Experten zum Thema Holocaust, beleuchtete die Hintergründe und Bedeutung der Reichspogromnacht 1938 in Deutschland. Er sprach über die zunehmende Ausgrenzung von Juden in Deutschland, die Geschehnisse der Nacht vom 9. auf den 10. November und die schockierende Mittäterschaft und Gleichgültigkeit der deutschen Bevölkerung. In Gedenken an die sechs Millionen Opfer der Schoa zündeten die Sprecher sechs Kerzen an.
Im folgenden Vortrag sprach Stephan Kramer, Präsident des thüringischen Verfassungsschutzes und ehemaliger Generalsekretär des Zentralrats der Juden, über die heutige Situation des Antisemitismus in Deutschland. Zu Beginn erzählte Kramer, wie er seine erste Teilnahme an einem “Marsch des Lebens” in Lima, Peru erlebte: “Das war etwas, das muss ich gestehen, was ich in dieser Form von Nichtjuden noch nicht erlebt habe”. Dann beschrieb Stephan Kramer die aktuelle Situation des Judenhasses in Deutschland. Er ermutigte die Zuhörer, sich selbst die Erlebnisse von Juden in ihrer Umgebung anzuhören, kritisch mit Nachrichten und Online-Medien umzugehen und in ihrer eigenen Umgebung aktiv gegen Antisemitismus zu werden.
Jobst Bittner, der Initiator der Marsch des Lebens Bewegung, zeigte im letzten Vortrag, wie es praktisch wird, seine Stimme gegen Antisemitismus zu erheben. Er betonte, wie wichtig es besonders für Kirchen und Gemeinden ist, auf die Straße zu gehen und ein klares, öffentliches Bekenntnis zum jüdischen Volk und zu Israel zu machen.
Die Vorträge wurden von kreativen Beiträgen begleitet. Eine Gruppe junger Leuten des Marsch des Lebens führte einen Tanz zum jüdischen Gebet “Schma Jisrael” auf.
Abschließend luden die Veranstalter alle Besucher zum Marsch des Lebens am 8.5.2019 in Erfurt ein. Der Marsch wird an der Synagoge starten und durch die Erfurter Innenstadt ziehen und auf dem Fischmarkt mit einer Open Air Veranstaltung abschließen.