Berlin sagt: „Am Israel Chai – das Volk Israel lebt!“
Eine Woche nach dem Versuch der Besetzung der Humboldt Universität durch Anti-Israel Protestierende, setzt der Marsch des Lebens ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Israelhass, auch an deutschen Hochschulen.
Der mittlerweile zehnte Marsch des Lebens in Berlin startete am Bebelplatz gegenüber der Universität. Bei der historischen Einführung über den Antisemitismus an deutschen Universitäten, vor allem während der NS-Zeit, wurde auch an die Bücherverbrennung an jenem Ort erinnert.
Teilnehmer des Marsches erzählten, wie sich ihre Vorfahren an Universitäten der NS-Doktrin anschlossen und daraus zu Tätern und gar zu Mördern wurden. Deshalb machten Studierende klare Statements gegen die Verdrehung der Fakten bei den jüngsten Demonstrationen an Universitäten gegen Israel und betonten, dass die einseitige Ausgrenzung des jüdischen Staates antisemitisch ist.
Unter dem Motto „Am Israel Chai – das Volk Israel lebt!“ liefen die insgesamt 750 Teilnehmer gemeinsam zum Potsdamer Platz. Dort erklärte Gründer und Präsident des Marsch des Lebens Jobst Bittner: „Niemand hätte es für möglich gehalten, dass 80 Jahre nach dem Holocaust auf den Straßen der Welt ‚Tod den Juden’ geschrien wird. Trotzdem bin ich nicht überrascht, dass seit dem Massaker vom 7. Oktober und Israels Reaktion gegen die Hamas in Gaza, eine offen zur Schau gestellte Judenfeindlichkeit auf der ganzen Welt zugenommen hat! Deshalb stehen wir gemeinsam – unabhängig von der israelischen Politik –
in dieser Zeit mehr denn je solidarisch in Freundschaft an der Seite Israels.“ Jobst Bittner fügte mahnend hinzu: „Wir können heute wieder wie unsere Vorfahren Mitläufer sein und durch unser Schweigen schuldig werden.“
Mitveranstalter des Marsches war „March of the Living“, dessen europäischer Präsident Michel Gourary zu den Teilnehmern sagte: „Ich bin extra aus Israel angereist, um Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihre Freundschaft zum jüdischen Volk zu danken!“ Der March of the Living gedenkt mit Nachfahren der Überlebenden seit 36 Jahren an jedem Jom haSchoa, dem israelischen Holocaustgedenktag den Ermordeten in Auschwitz. „Und seit dem 7.Oktober, als dem Staat Israel der schlimmste Pogrom seit dem Holocaust widerfuhr, müssen wir das ‚Nie wieder‘ erneuern, so Gourary. Noam Petri, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands, resümierte: „Wir befinden uns wahrscheinlich in den härtesten Zeiten für Juden seit 1945. Deutschlands Politik ist voller Widersprüche in Bezug auf sein „nie wieder“. Doch für Juden ist „nie wieder“ ein Versprechen an uns selbst. Gemeinsam mit seinen Freunden, die hier unter anderem stehen, werden wir die Hamas, die Hisbollah, das iranische Regime und alle anderen Antisemiten überleben!“
In einem Grußwort, das der israelische Staatspräsident Isaac Herzog an die weltweiten Märsche des Lebens, wie in London, Warschau und in über 100 Städten in 20 Nationen, richtet, schreibt er: „Ich habe die Hoffnung, dass die mutige Entscheidung, sichtbar auf der Seite der Gerechtigkeit zu stehen, und die außerordentliche Freundschaft, die in den Märschen des Lebens sichtbar werden, dem Hass eine kraftvolle Stimme entgegensetzen und eine moralische Haltung beleben, die Israel und das jüdische Volk in dieser Zeit des Terrors und der enormen Trauer unterstützt.“
Frank Heinrich von der Evangelischen Allianz Deutschland lies in seinem Grußwort verlauten: „Wir als Evangelische Allianz in Deutschland sehen uns in zweifacher Hinsicht unseren Wurzeln verpflichtet: Zum einen bekennen wir offen die jüdische Herkunft und Identität unseres Herrn, Jesus aus Nazareth. Zum anderen erkennen wir unsere Verantwortung als Deutsche an, dass sich diese Geschichte niemals wiederholen darf, und Juden weder hier noch an einem anderen Ort aufgrund ihrer Herkunft und ihres Glaubens verfolgt und bedrängt werden dürfen.“ Winfried Rudloff, Geschäftsführer von Ebenezer Operation Exodus, stimmte mit ein, niemals zu vergessen und an der Seite der jüdischen Geschwister und Freunde zu stehen.
Die Überlebenden des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober Elenor und Hannan, erzählten von den Stunden des Angriffes. In ihrem Kibbuz Kfar Aza wurden bei jenem Massaker 62 Menschen ermordet und 19 entführt. „Wir dachten zuerst es sei ein gewöhnlicher Raketenangriff. Doch dann hörten wir die Geräusche von Waffen und Kämpfen. Wir mussten uns 22 Stunden im Bunker verstecken, bevor die Armee uns von den Terroristen, die in unser Dorf gelangten, befreien konnte.“, erzählt Hannan, Vater von zwei kleinen Kindern. Elenor berichtete, dass sie anschließend in Lastwagen mit ihrem nötigsten Gepäck abtransportiert wurden. Eine schlimme Erinnerung an alte Traumata für die Nachfahren von Holocaustüberlebenden. Hannan schloss mit einem Aufruf an die Palästinenser ab: „Nehmt Verantwortung! Um euretwillen zuerst. Der Weg zur Unabhängigkeit wird nicht durch Krieg, sondern durch Kompromisse und Frieden gelingen.“
Kantor Arie Zaloshinsky der Synagoge in der Joachimstaler Straße betete in Gedenken an die Opfer der Schoah das traditionelle “El Male Rachamim”, nachdem sieben Kerzen angezündet wurden. Sechs Kerzen zum Gedenken an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden und eine weitere zum Gedenken an die Opfer des 7. Oktober und die verbliebenen Geiseln.